Ein Mahl feiern

Wir wollen heute ein Mahl feiern
miteinander
und jeder
soll an Jesu Tod und
Auferstehung denken.

Wir wollen dann sein Brot teilen
miteinander
und jeder
soll ein Stück empfangen
und davon essen.

Wir wollen selber Brot werden
füreinander
und jeder
soll sich eine Scheibe
abschneiden können.

Lothar Zenetti

Taufe im Jordan

Wie tief
muss ich untergetaucht werden
bis ich dem Leben
auf den Grund komme

wie rein
muss ich gebadet werden
bis meine Haut
durchatmet wird von Licht

wie zart
muss mir gesagt werden, dass ich geliebt bin
bis ich es wirklich
glauben kann.

Andreas Knapp

Die Brücke

Je ernsthafter wir in uns gehen,
desto mehr finden wir zueinander.
Der Weg zum anderen führt
über die seltsame Brücke
der eigenen inneren Welt.
Der Mensch, der sich selbst kennt,
findet um sich Brüder und Schwestern,
und wer sich nicht kennt,
wird um sich nur Fremde sehen.

Was uns vom anderen trennt,
ist die Trennung von uns selbst.

Ulrich Schaffer

Die neuen Tage öffnen ihre Türen.
Sie können, was die alten nicht gekonnt.
Vor uns die Wege, die ins Weiterführen:
Den ersten Schritt.
Ins Land. Zum Horizont.

Wir wissen nicht, ob wir ans Ziel gelangen.
Doch gehen wir los.
Doch reiht sich Schritt an Schritt.
Und wir verstehn zuletzt: Das Ziel ist mitgegangen;
Denn der den Weg beschließt und der ihn angefangen,
der Herr der Zeit geht alle Tage mit.

Klaus-Peter Hertzsch

Zur Probe

Der zur Weihnacht geboren wurde,
hat nicht auf Probe mit uns gelebt,
ist nicht auf Probe für uns gestorben,
hat nicht auf Probe geliebt.
Er ist das Ja und sagt das Ja,
ein ganz unwiderrufliches göttliches Ja
zu uns, zur Menschheit, zur Welt.

Dieses Ja kann uns tragen,
kann uns heraus reißen aus Vorläufigkeiten,
Unsicherheiten, Halbheiten, Vergeblichkeiten.
Er will uns begleiten und so befähigen,
selber Ja zu sein,
nicht auf Probe, nicht nur zur Hälfte,
nicht nur „ja aber“.
Mögen wir sein Ja erfahren
in uns, über uns, um uns,
uns mögen andere es erfahren
durch uns.

Klaus Hemmerle

Lasst uns Kirche sein
Lasst uns Kirche sein,
die am Lernen ist.
Die die Fragen der Frauen hört,
die das Suchen der Männer sieht
und nicht bloß uralte Einsicht wiederkäut, sondern ringt.
Lasst uns Kirche sein,
die menschlich ist.
Die warmherzig urteilt,
die weitherzig lehrt,
handfest dient
und nicht nach dem Ansehen,
sondern nach der Straße fragt.

Lasst uns Kirche sein,
die wahrhaftig ist.
Die das Notwendige sagt,
die das Erforderliche bezeugt,
sich nicht an den Spielen der Welt orientiert, sondern am Reich Gottes.

Lasst uns Kirche sein,
die nahrhaft ist:
Die frisches Brot anbietet
und guten Wein,
die hofft, und nicht bloß redet,
die nicht nur los spricht,
sondern Geborgenheit schenkt.
Lasst uns Kirche sein,
die nach Güte schmeckt
und nach Großmut riecht.

Jacqueline Keune

Herr, öffne uns die Augen
dass wir sehen, was zu sehen ist!

Ja, lass uns die Lage in unserer Welt,
den großen Zusammenhang kennen,
damit wir die Aufgaben, die uns gestellt
und das, was heut Not tut, benennen.

Herr, öffne uns die Ohren,
dass wir hören, was zu hören ist!

Wir stecken ja gerne den Kopf in den Sand
und lassen uns lenken und führen,
gib uns einen nüchternen, wachen Verstand,
dass wir, was vorgeht, erspüren.

Herr, öffne uns die Lippen,
dass wir sagen, was zu sagen ist!

Wir reden sehr gerne von dem, was nicht stimmt,
und wollen es »denen« schon zeigen.
Doch wenn es uns Ärger und Nachteile bringt,
dann pflegen wir weiter zu schweigen.

Herr, öffne uns die Hände,
dass wir ändern, was zu ändern ist.

Wir tun ja manch Gutes und spenden auch Geld
und lassen uns dann und wann rühren.
Nur ändert das wenig am Zustand der Welt,
an den Mächten, die da regieren.

Herr, öffne uns die Zukunft,
lass erscheinen in der Welt dein Reich!

Lothar Zenetti

Name

dein Name
nicht Schall und Rauch
sondern Klang und Bild
ein gutes Omen
unverwechselbarer Schriftzug
Buchstaben des Lebens

dein Name
von der Liebe erfunden
zärtlich geflüstert
kein einsames Echo
sondern Widerhall des Herzschlags
Passwort zu dir

dein Name
Lebenslinie in SEINER Hand
unvergänglicher eingraviert
als in granitesten Grabstein
Lieb-Kose-Name
unaufhörlich

v. Andreas Knapp

Welch ein Wunder

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
miteinander Leben teilen.

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
miteinander weinen.

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
einander begegnen.

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
einander annehmen.

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
füreinander sorgen.

Welch ein Wunder, o Gott,
dass du dort bist,
wo Menschen
füreinander zum Heil werden.

Jürgen Kiechle

Suchet zuerst das Ewige

Suchet zuerst das Ewige,
nicht das Vergängliche!
Suchet zuerst die Quelle,
nicht das Wasser!
Suchet zuerst Gott,
ihr werdet sicher sein.
Suchet zuerst Gott!
Er wird euch beraten.

Suchet zuerst Gott!
Ihr werdet euch von selbst entfalten!
Suchet zuerst Gott,
und ihr werdet trotz aller Fremde
stets in Gott zu Hause sein.

Suchet zuerst Gott,
und es wird sich alles zu eurem Besten fügen.
Suchet zuerst dort,
und ihr werdet euch finden.

Suchet zuerst Gott,
und ihr werdet auf den Grund kommen.
Suchet zuerst das Innen,
nicht das Außen!
Von innen kommt die Kraft,
nicht von außen!

Martin Gutl