Impuls

Wachsen dürfen

Eine Insel erfinden
allfarben
wie das Licht

In seinem Schatten
willkommen heissen
die Erde

Sie bitten
uns aufzunehmen
in Gärten

Wo wir wachsen dürfen
brüderlich
Mensch an Mensch

Rose Ausländer

Impuls

Schweigen möchte ich, Herr,
und auf dich warten.
Schweigen möchte ich,
damit ich verstehe
was in deiner Welt geschieht.
Schweigen möchte ich,
damit ich den Dingen nahe bin,
allen deinen Geschöpfen,
und ihre Stimme höre.
Ich möchte schweigen,
damit ich unter den vielen Stimmen
die deine erkenne.
Ich möchte schweigen
und darüber staunen,
dass du für mich ein Wort hast.

Jörg Zink

Impuls

Gelegentlich
so ab und an
werden meine Pläne
durchkreuzt
wird meine Welt
auf den Kopf gestellt
ist nichts mehr so
wie es einmal war

dann möchte ich
ja sagen können
voller Angst
voller Ungewissheit
ohne zu wissen
was auf mich zukommt

aber doch
ja
sagen.

Andrea Schwarz

Impuls

Ein Mahl feiern

Wir wollen heute ein Mahl feiern
miteinander
und jeder
soll an Jesu Tod und
Auferstehung denken.

Wir wollen dann sein Brot teilen
miteinander
und jeder
soll ein Stück empfangen
und davon essen.

Wir wollen selber Brot werden
füreinander
und jeder
soll sich eine Scheibe
abschneiden können.

Lothar Zenetti

Impuls

Taufe im Jordan

Wie tief
muss ich untergetaucht werden
bis ich dem Leben
auf den Grund komme

wie rein
muss ich gebadet werden
bis meine Haut
durchatmet wird von Licht

wie zart
muss mir gesagt werden, dass ich geliebt bin
bis ich es wirklich
glauben kann.

Andreas Knapp

Impuls

Die Brücke

Je ernsthafter wir in uns gehen,
desto mehr finden wir zueinander.
Der Weg zum anderen führt
über die seltsame Brücke
der eigenen inneren Welt.
Der Mensch, der sich selbst kennt,
findet um sich Brüder und Schwestern,
und wer sich nicht kennt,
wird um sich nur Fremde sehen.

Was uns vom anderen trennt,
ist die Trennung von uns selbst.

Ulrich Schaffer

Impuls

Die neuen Tage öffnen ihre Türen.
Sie können, was die alten nicht gekonnt.
Vor uns die Wege, die ins Weiterführen:
Den ersten Schritt.
Ins Land. Zum Horizont.

Wir wissen nicht, ob wir ans Ziel gelangen.
Doch gehen wir los.
Doch reiht sich Schritt an Schritt.
Und wir verstehn zuletzt: Das Ziel ist mitgegangen;
Denn der den Weg beschließt und der ihn angefangen,
der Herr der Zeit geht alle Tage mit.

Klaus-Peter Hertzsch

Impuls

Zur Probe

Der zur Weihnacht geboren wurde,
hat nicht auf Probe mit uns gelebt,
ist nicht auf Probe für uns gestorben,
hat nicht auf Probe geliebt.
Er ist das Ja und sagt das Ja,
ein ganz unwiderrufliches göttliches Ja
zu uns, zur Menschheit, zur Welt.

Dieses Ja kann uns tragen,
kann uns heraus reißen aus Vorläufigkeiten,
Unsicherheiten, Halbheiten, Vergeblichkeiten.
Er will uns begleiten und so befähigen,
selber Ja zu sein,
nicht auf Probe, nicht nur zur Hälfte,
nicht nur „ja aber“.
Mögen wir sein Ja erfahren
in uns, über uns, um uns,
uns mögen andere es erfahren
durch uns.

Klaus Hemmerle

Impuls

Lasst uns Kirche sein
Lasst uns Kirche sein,
die am Lernen ist.
Die die Fragen der Frauen hört,
die das Suchen der Männer sieht
und nicht bloß uralte Einsicht wiederkäut, sondern ringt.
Lasst uns Kirche sein,
die menschlich ist.
Die warmherzig urteilt,
die weitherzig lehrt,
handfest dient
und nicht nach dem Ansehen,
sondern nach der Straße fragt.

Lasst uns Kirche sein,
die wahrhaftig ist.
Die das Notwendige sagt,
die das Erforderliche bezeugt,
sich nicht an den Spielen der Welt orientiert, sondern am Reich Gottes.

Lasst uns Kirche sein,
die nahrhaft ist:
Die frisches Brot anbietet
und guten Wein,
die hofft, und nicht bloß redet,
die nicht nur los spricht,
sondern Geborgenheit schenkt.
Lasst uns Kirche sein,
die nach Güte schmeckt
und nach Großmut riecht.

Jacqueline Keune

Impuls

Herr, öffne uns die Augen
dass wir sehen, was zu sehen ist!

Ja, lass uns die Lage in unserer Welt,
den großen Zusammenhang kennen,
damit wir die Aufgaben, die uns gestellt
und das, was heut Not tut, benennen.

Herr, öffne uns die Ohren,
dass wir hören, was zu hören ist!

Wir stecken ja gerne den Kopf in den Sand
und lassen uns lenken und führen,
gib uns einen nüchternen, wachen Verstand,
dass wir, was vorgeht, erspüren.

Herr, öffne uns die Lippen,
dass wir sagen, was zu sagen ist!

Wir reden sehr gerne von dem, was nicht stimmt,
und wollen es »denen« schon zeigen.
Doch wenn es uns Ärger und Nachteile bringt,
dann pflegen wir weiter zu schweigen.

Herr, öffne uns die Hände,
dass wir ändern, was zu ändern ist.

Wir tun ja manch Gutes und spenden auch Geld
und lassen uns dann und wann rühren.
Nur ändert das wenig am Zustand der Welt,
an den Mächten, die da regieren.

Herr, öffne uns die Zukunft,
lass erscheinen in der Welt dein Reich!

Lothar Zenetti