Ausstellungseröffnung: 15. Mai 2014, 19:00 Uhr
Begrüßung: Mag. Gerhard Posch, Vorstand Kreuzschwestern Europa Mitte GmbH
Einführung: P. Winfried Schwab, O.S.B., Benediktinerstift Admont
Kuratorin: Dr. Martina Gelsinger
Einladung
Ausstellungsinfos und Saalplan
Ein voller Erfolg war die Ausstellungseröffnung „Film der Antworten“ von Thomas und Peggy Henke und Fotoarbeiten und Objekte von Judith Huemer in der Kreuzschwestern- Galerie Linz.
Nach der Begrüßung durch den Vorstand Mag. Gerhard Posch, ergriff Pater Winfried Schwab, Benediktiner des Klosters Admont das Wort und führte in die Ausstellung ein.
Pater Winfried Schwab war nicht nur der Redner zur Eröffnung, sondern auch Fotomodell beider Bilder aus der Serie „overall“ von Judith Huemer.
Wie kam es zur Serie „overall“?
Durch das Projekt „Made in Admont“ versuchte man, Kunst im Kloster zu generieren. Dadurch stießen die Mönche auch in den Anfängen auf Judith Huemer. Anfangs gab es gewisse Berührungsängste und auch Vorurteile der Mönche, die sich aber aufgrund der thematischen Auseinandersetzung mit den künstlerischen Inhalten bald legten.
Die existenziellen Fragen waren: Was macht uns zur Persönlichkeit? Was macht mich als Mensch aus? Denkt man sich nun Hände, Füße und den Kopf weg- gibt es dann noch etwas von mir? Bleibt etwas übrig?
Daraus entwickelte sich die Arbeit mit Judith Huemer. 4 Mitbrüder ließen sich in Gebetskleidung fotografieren. Das Thema dazu war: Was macht mein Leben im Kloster aus und wie weit tritt die eigene Individualität zurück, um im Kloster leben zu können. Die Mönche schweben fast im Bild- hier wieder das Thema: wo brauchen wir Bodenhaftung.
Bei Thomas Henke im Film der Antworten war die erste Frage: Was ist der Sinn? Wo steht er? Auf der Suche nach Antworten kamen schließlich Ordensschwestern ins Spiel, die in unheimlicher Offenheit und Unverblümtheit über Glauben reden und trotzdem die Bodenhaftung beibehalten haben. Weltliche haben ja ähnliche Fragen zum Leben.
Pater Winfried Schwab zitierte zum Abschluss noch Bischof Kapellari, der seinen Priestern folgendes Zitat ins Stammbuch schreibt:
„Neue Kunst ist für die Kirche eine Probe darauf, ob sie sich entschieden jener Kraft öffnen, die am Anfang der Kirche die Grenzen der Herzen und davon auch der Sprachen überwunden hat. Das erste Pfingstfest der Kirche war ein Triumpf des heiligen Geistes über die Unfähigkeit zu reden und zu hören. Eine Kirche, die mit der Zumutung neue Sprachen in Bild und Musik zu lernen, rasch weil abweisend, fertig wird, verweigert sich einer der Gaben des Heiligen Geistes. Ihr müsst es nicht mögen, aber setzt euch vorher damit auseinander, damit ihr wisst worüber ihr redet.“
Film der Antworten
Peggy und Thomas Henke
Der Film der Antworten basiert auf persönlichen Gesprächen, die Thomas Henke zwischen 2004 und 2009 mit zwölf Schwestern der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk am Niederrhein geführt hat. Das vierstündige filmische Dokument, das in Zusammenarbeit mit seiner Frau Peggy entstanden ist, betrachtet das Lebenskonzept der Ordensschwestern und reflektiert die komplexe Wahrnehmung seelischer Prozesse, innerer Anfragen und Ausrichtungen. Der Film ist eine Referenz an die Sehnsucht nach Antworten auf die existentiellen Fragen nach Sinn, Schuld und Gerechtigkeit, der Möglichkeiten von Erkenntnis, Gemeinschaft und Unendlichkeit. Die Antworten der Schwestern beruhen jedoch nicht auf mystifizierten Ansichten oder dogmatischen Grundhaltungen, sondern auf der Unmittelbarkeit der persönlichen Begegnung.
Trotz der dokumentarischen Verfahrensweise definiert die Dramaturgie des Films eine radikale Subjektivität. Auch die Kamera betont den Moment der persönlichen Begegnung mit den Ordensschwestern.
Der Film der Antworten ist als sensible Dokumentation von Lebenskonzepten auch ein Beitrag zur Diskussion des Verhältnisses von Kunst und Religion im gesellschaftlichen und künstlerischen Kontext.
Die Idee zu einem Film über die Benediktinerinnen, bei dem die Begegnung mit den Schwestern im Rahmen persönlicher Gespräche im Mittelpunkt stehen sollte, entstand im Herbst 2004. Die eigene Suche nach Antworten auf existentiellste Fragen sollte dabei die Grundlage dieser Gespräche bilden. Die Dreharbeiten von Thomas Henke erstreckten sich über 3 Jahre. Dabei ist Filmmaterial von über 80 Stunden entstanden.
Zum Film ist im Verlag für moderne Kunst in Nürnberg eine Publikation mit Textbeiträgen, u.a. von Thomas Macho und Susanne Neubauer, sowie einer Transkription der „Film-Antworten“ erschienen.
Der Film der Antworten wird nach Stationen im Museum Marta Herford, der Zeche Zollverein in Essen oder dem Minoritenkulturzentrum in Graz im Rahmen der Linzer Kreuzschwestern-Galerie erstmals im Kontext zur Nähe eines Frauenordens gezeigt.
Thomas Henke
* 1972 in Korbach, lebt in Bielefeld. Film-, Video- und Medienkünstler. Professor für neue Medien an der FH Bielefeld. Im Zentrum seiner künstlerischen Auseinandersetzung steht ein experimenteller Umgang mit dem Format des Video-Porträts.
Rauminstallation zum Film: Lorenz Estermann
Objekte und Fotoarbeiten aus den Serien „overall“ und „mexicoish“
Judith Huemer
Die skulptural wirkenden Oberflächen in den großformatigen Fotoarbeiten von Judith Huemer scheinen der Schwerkraft entzogen. In der Werkserie „overall“ sind es Mönche des Benediktinerklosters Admont, die zu Akteuren ihrer Körperhaltungen werden und in Folge den präzise komponierten Bildraum definieren; in der Serie „mexicoish“ wird eine Familie – zwei Erwachsene und zwei Kinder – bekleidet mit farbenprächtigen, floralen Ganzkörperanzügen zu Bewegungs- und Beziehungskonstellationen transformiert. Die faszinierenden Körperskulpturen laden ein als Metapher für individuelle Lebensentwürfe betrachtet zu werden. Die Objekte, die im Kontext der Fotoarbeiten in der Ausstellung zu sehen sind, regen zur Reflexion über das „Tragen“ unterschiedlicher Rollen an.
„Eingeladen, für das Benediktinerstift Admont eine Arbeit zu gestalten, schloss die Künstlerin an frühere Serien an. Doch anders als bei mexicoish und balance of mind modellieren die Körper der Akteure hier nicht mehr oder weniger eng anliegende Stoffe, sondern sie verschwinden in ihnen, oder genauer: sie verschmelzen mit diesen. Die reich fallenden Falten erinnern an gotische Bildschnitzereien und klösterliche Regeln, die durch Entkörperlichung die für Meditationen notwendige Verinnerlichung befördern sollten. Die Haltungen der Mönche sind nur bedingt in sich geschlossen. Einige verharren in Posen der Versenkung; andere vollziehen ausladende Gesten und geben so den Bildern Räumlichkeit und Tiefe, sowie den skulpturalen Körpern ihr eigentümliches Gewicht: Ohne schwerelos zu sein schweben sie in der Fläche des Bildes, überdecken einander, ohne sich zu berühren, stehen für sich und sind doch nicht voneinander isoliert. Ebenso die Fotos selbst: Sie haben kein oben und kein unten, und weil sie aneinander anschließen, gibt es auch kein eindeutiges, die Lektüre des Bildes regulierendes Zentrum.“ (Friedrich Tietjen, 2006)
Judith Huemer
* 1969 in Münzkirchen/Schärding, lebt in Wien. Dozentin am Institut für bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit stehen gesellschaftsrelevante Themen und autobiographisch verknüpfte Inhalte; zu ihren wesentlichen Ausdrucksformen zählen Performance, Video, Fotografie und Installation.
www.filmderantworten.de
www.judithhuemer.net