Stelle deine Gedanken vor den Spiegel der Ewigkeit.
Clara von Assisi
Impuls
März
Schreibwerkstatt im Kloster Graz
Ich kenne nichts auf der Welt,
das eine solche Macht hat wie das Wort.
Manchmal schreibe ich eines auf
und schaue es an
bis es zu leuchten beginnt.
(Emily Dickinson)
Seit einem Jahr trifft sich eine Gruppe von Schwestern zur Schreibwerkstatt. Eine Motivation für die Schwestern war einfach die Lust am Schreiben.
Die Welt ist voller Geschichten. Sie müssen zum Leben erweckt werden.
Zu Beginn des gemeinsameren Arbeitens wird frei, automatisch geschrieben, die Kontrollschwelle soll überwunden werden. Eindrücke verlangen einen Ausdruck. Aus dem Unterbewussten kommt manches herauf, das frei ins Wort gebracht wird.
In der Gruppe kann dann vorgelesen und ausgetauscht werden, aber immer nach dem Prinzip „Zeig so viel von dir, was du zeigen willst.“
Dann geht es darum, sich nicht nur dem Fluss des Schreibens zu überlassen, sondern einen Plan mit Text zu füllen. Wer schreibt, ordnet nämlich seine Gedanken und Gefühle.
Und wir tasteten uns an bestimmte Formen des Erzählens heran: Autobiografisches, Ereignisse, Geschichten aus meinem Leben. Durch Schreiben kann auch Heilung geschehen. Nach einem Erzählabend verfassten wir ein Märchen mit seinen besonderen stilistischen Merkmalen, am Ende siegt das Gute und das Böse erhält seine gerechte Strafe.
Derzeit sind wir daran, lyrische Formen zu finden und darin Stimmungen des Augenblicks und Sinneswahrnehmungen auszudrücken. Das HAIKU ist ein japanischer Dreizeiler in einfacher Form, möglichst bildkräftig und ausdrucksstark. In Japan wird dieses Gedicht nicht nur von Literaten verfasst, sondern von allen Schichten des Volkes. „Um Haiku zu schreiben, werde ein Kind.“
Ein Beispiel aus unseren Versuchen (5 / 7 / 5 Silben):
„Weniger ist mehr
alles genießen und kosten
darin liegt der Sinn“
Graz im Februar 2020, Sr. Maria Bosco Zechner